2010/09/29

fortsetzung folgt: luigi's mansion

Das Jahr 2002: Ein Schock im doppelten Sinne für alle Mario Fans zum GameCube Launch. Zum ersten Mal in Nintendos Historie kam eine neue Konsole ohne ein dazugehöriges Mario Abenteuer auf den Markt. Stattdessen musste sein Bruder Luigi herhalten, der bisher nur als Sidekick fungierte. Der ewige zweite Spieler. Noch dazu im gänzlich neuen Genre-Gefilde, denn bei Luigi's Mansion handelt es sich nicht um ein quietschbuntes Jump'n'Run, sondern um eine Hommage an das Ur-Resident Evil gepaart mit Mickeys Castle of Illusion und Ghostbusters. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, der erkennt zumindest das dieser ungewöhnlicher Mix etwas mit Grusel und Geistern zu tun hat! Inwiefern sowas funtioniert erkläre ich im folgenden. Lasst uns das Spukhaus betreten, aber zuerst etwas Musik zur Einstimmung...


Bereits 1992 hatte Luigi sein eigenes Spiel, in dem er Mario aus den Klauen Bowsers befreien musste. Es hiess Mario is missing und war ein Lernspiel. Luigis Aufgaben waren geschichtliche Fragen beantworten, Rätsel lösen und bestimmte Gegenstände finden. Gleich Vorweg: Dieses Spiel war mehr schlecht als Recht und es wurde auch nicht von Nintendo selbst entwickelt, sondern von Radical Entertainment, die sich auch für das ähnliche Mario's Time Machine verantworten und heute für Prototype bekannt sind. Dennoch weist Luigis Mansion dezente Paralellen zum besagten Titel auf. Zur Story: Luigi gewinnt aus dem Nichts heraus eine Villa. Er macht sich gleich mit Mario auf dem Weg dahin, verliert sich im Wald und kommt alleine bei seinem Gewinn an. Es wird ihm gleich klar, das hier irgendwas nicht stimmt. Wo ist Mario? Was ist das für eine Villa? Und wer ist dieser alte Mann im Kittel, der mit einem Staubsauger bewaffnet, Geister fängt?

Das hat Luigi nicht erwartet: In seiner neugewonnenen Villa spukt es mächtig!
Professor I.Gidd rüstet Luigi mit allerlei lustigen Erfindungen auf.
Der alte Kauz ist Professor I.Gidd und studiert quasi die Villa mitsamt den spukhaften Ereignissen. Sein zweckdienliches Labor, eine Holzhütte, ist direkt vor dem Spukhaus aufgestellt. Er versorgt nun Luigi mit technischen Equipment und Informationen, sodass beide das Geheimnis hinter den ominösem Gewinn, die Villa und das Verschwinden Marios aufdecken können. Der Schreckweg 8/16, ein modifizierter Staubsauger ist das Equivalent zum Protonenstrahler in Ghostbusters und in Kombination mit der Taschenlampe Luigis einziges Wehrmittel im Spiel. Die Taschenlampe kann per Knopfdruck an- und ausgeschaltet werden, sowie über den rechten Stick in alle Richtungen gesteuert, während mit dem linken Stick die Laufrichtung bestimmt wird. Taucht ein Geist auf, zielt Luigi mit dem Lichtstrahl auf dessen Herz, das als Energieleiste fungiert und friert diesen für kurze Zeit ein. Nun kommt der Schreckweg 8/16 ins Spiel. Mit dessen Einsaugkraft wird der Geist gefangen, der sich jedoch wehrt und vor dir flüchtet. Der grüne Klempner muss entgegensteuern, bis die Energie des Gespenstes auf null sinkt. Luigi kann auch mehrere gleichzeitig bearbeiten, da nicht immer nur ein Geist sondern sich eine ganze Schar im selben Raum befinden kann. Das Kampfsystem ist auf das Gamepad des GameCubes zugeschnitten und die Steuerung geht nach kurzer Eingewöhnungszeit direkt in Fleisch und Blut über. Witziges Detail: Mit dem A-Button ruft der verängstigte Luigi nach seinem Bruder!

Sinkt die Lebensanzeige auf null ist der Geist Geschichte. 
Hin und wieder trifft Luigi auf verirrte Toads. Diese dienen als Speicherpunkte.
Allerdings begegnet Luigi nicht nur denselben Geistern, sondern auch diversen Abwandlungen, die sich nur mit Feuer, Wasser oder Eis bekämpfen lassen. Diese Upgrades für den Staubsauger findet Luigi im Laufe seiner Erkundung durch die dreistöckige Villa mit Kellergewölbe. Selbst die altbekannten Buu Huss sind mit von der Partie! Begegnen tut er auch, die ehemaligen 23 Hausbewohner, die jeweils für sich eine andere Taktik fordern. Diese besonderen Geister stellen die Highlights im Spiel dar. Baby Louis ignoriert dich solange bis du anfängst mit seinem Ball zu spielen oder Pianistin Melodia, die dich nach Musikstücken bekannter Mariospiele ausfragt. Dem adipösen Scheunendrescher musst du sein Essen stibizen und dem Sportler Astral Universum mit seinem Boxsack treffen. Auch auf eine Wahrsagerin trifft Luigi. Nicht jeden dieser Geister begegnet man im einfachen Spieldurchlauf, sondern wollen teilweise explizit gefunden werden. Vor allem ihre Nintendotypischen Dialoge sind voller Wortwitz und verleihen den hübsch animierten Geistern Seele. Erkennt man zwischen den Zeilen dennoch keine Hinweise auf die Achilles Ferse der Gespenster, so hilft vielleicht der (Achtung! Wortspiel!) GameBoy Horror mit Kameraaufsatz, durch dessen Sucher Informationen über die ominösen Gestalten und Umgebung preisgegeben werden.

Melodia gibt dir eine Kostprobe ihrer Musik. Danach hetzt sie Instrumente auf Luigi.
Darf ich vorstellen? Der Scheunendrescher!
Aber nicht nur die Geister, sondern auch die Villa will näher beäugt werden. Wie im ersten Resident Evil durchläuft man Etagen, Flure, Treppenhäuser, Aussenanlagen und Zimmer, stets auf der Suche nach Schlüsseln, Gegenständen und Geld. Ja, Geld! Dieses hat aber nur am Ende des Spiels eine lustige, wenn auch unbedeutende Funktion. Doch um an die begehrten Items ranzukommen, müssen erst Rätsel gelöst werden. Diese reichen vom simplen Kerzen ausblasen bis hin zu versteckten Schaltern. Zugegeben, die Rätsel sind und waren nicht die Frischesten, werden aber stimmungsvoll inszeniert. Auch der obligatorische Stromausfall fehlt nicht im Gesamtbild. Apropos Bild. Nach jedem absolvierten Kapitel kehrt Luigi zurück zum Labor von Professoer I.Gidd und sperrt die Geister über eine Maschine in Kunstwerke ein, die später in einer Gallerie bewundert werden können.

Baby Louis lässt Schaukelpferde und überdimensionale Bälle auf dich los.
Luigi's Mansion ist ein ungewöhnliches Spiel in Nintendos Portfolio. Es war nicht unbedingt das, was sich Fans zum Launch des GameCubes wünschten, konnte aber einen Kultstatus aufbauen, der bis heute hält. Mit diesem Spiel bekam Luigi nicht nur eine (wirkliche) erste Hauptrolle, sondern vor allem auch Substanz, die dem gesichtslosen Bruder Marios bisher fehlte. Er hat Angst, er schwitzt, er erschreckt sich, er pfeift das Spielthema nach und verhält sich übervorsichtig. Er stapft durch die Gegend und wirbelt Staub auf. Animation und Grafik bilden eine herrliche Symbiose und lässt sich sogar heute noch sehen. Zwar wirken einige Texturen matschig und vor allem die Aussenanlage detailarm, so entschädigen hübsche Feuer- und Transparenzeffekte die grafischen Schwächen. Die Musikuntermalung hat den anderen Mariospielen nichts gemein und setzt andere Akzente. Violinenspiel und Klaviergeklämper unterstreichen die gruselige Atmosphäre. Wobei sich das Spiel eher lustig präsentiert als auf Schockeffekte setzt. Zwar tauchen Hier und da unerwartet Geister von der Decke auf oder nur sichtbar im Spiegel, ist das ganze eher noch kinderfreundlich einzustufen. Einzig und allein die kurze Spielzeit von unter zehn Stunden ist bemängelswert und auch der Wiederspielwert hält sich arg in Grenzen. Man hat mit wenig Mühe alles im ersten Durchlauf bereits gesehen.

Nichtsdestotrotz ist Luigi's Mansion ein Klassespiel mit hohem Unterhaltungswert. Horror- sowie Mariofans lieben die Parodien und diejenigen, die bisher nichts mit Mario anfangen konnten, könnten in diesem Spiel vielleicht ihre Freude haben. Anfang diesen Jahres hat Nintendo die Marke erneut geschützt und lässt Fans auf einen 3DS Ableger hoffen. Ein Geisterspiel würde sich in 3D ganz gut machen, stelle man sich herumwuselnde Geister in den verschiedensten Tiefenebenen vor. Ich persönliche fände es prädestiniert! Ich danke für's lesen :-)

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