2010/09/24

vom saulus zum paulus: ea

Bis vor wenigen Jahren war EA (Electronic Arts) der Inbegriff einer Schweinefirma. Jährliche Updates ihrer Spiele mit spärlichen Innovationnen, sowie Übernahmen mehrerer bekannter Studios waren ihr Markenzeichen. FIFA und Need for Speed wurden ihrer ursprünglicher Qualität nicht mehr gerecht. Ein Desaster, das sich bis ins Jahr 2007 durchschlug, bis Vivendi Games und Activision zu Activision Blizzard fusionierten und EA vom Thron als weltgrösster Publisher stürzten. Zudem vermeldete das kalifornische Unternehmen ab 2006 Gewinnrückgänge, die auf schlechte Lizenzversoftungen und interne Umstrukturierungen zurückzuführen sind. Zu diesem Zeitpunkt wechselten die Führungsriegen in den weltweit ausgerichteten Studios. Diese brachten frischen Wind in die Firma, denn ihr neuer Ton klang nach "mehr Innovationen!"

Hat man die letzte Zeit die News in Bezug zu Electronic Arts verfolgt, so vermeldet man überraschend ehrliche Aussagen rund um ihre Spiele, Zensur, Ausrichtung und Vorhaben. Erst kürzlich entschuldigte sich EA für die miesen Need for Speed Umsetzungen seit 2004. Die Übergabe der Reihe an Black Box und der Zwang einer Veröffentlichung im jährlichen Tornus gleichte einem Todesmarsch. Inzwischen arbeiten zwei Entwickler paralell an einem neuen Teil, so dass die Qualität in der gleichen Erscheinungsweise beibehalten werden kann. Need for Speed: Shift ist das erste Erzeugnis dieser Neuumstrukturierung und konnte nach über fünf Jahren wieder überzeugen. Auch FIFA gewann an Qualität und konnte sich vor einem Jahr erstmals wieder gegenüber Konkurrent PES behaupten.

Need for Speed: Shift wurde von den Burnout Machern entwickelt. Ähnlichkeiten lassen sich nicht abstreiten. Der nächste Teil trägt den Titel Hot Pursuit und kehrt zu den eigenen Wurzeln zurück.
FIFA 10 konnte dank zahlreicher Verbesserungen, allen voran in der Steuerung seinem Konkurrenten PES von Konami die Stirn bieten. Der nächste Teil soll sogar deutlich besser werden.

Doch nicht nur die alteingesessenen Franchises wurden gefördert, sondern auch Neuentwicklungen. Seit 2007 brachte EA ein gänzlich neues Spiel nach dem anderen raus. Das war nur möglich, weil die übernommenen Studios mehr Entscheidungsfreiheit als auch mehr Budget zur Verfügung bereitgestellt bekamen. Daraus entstanden neue Marken, wie Mass Effect, Dead Space, Skate, Mirrors Edge, Dantes Inferno, Brütal Legend und Spore, um nur einige zu nennen. Trotz guten bis sehr guten Wertungen waren kaum welche der Neuentwicklungen richtige Verkaufshits. Mirrors Edge und Brütal Legend floppten. Im Gegensatz dazu stehen Mass Effect, sowie Skate, die als Serie weiter ausgebaut werden. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass jedes dieser Spiele absolut grandios ausgefallen ist und einen gewissen Qualitätsstandard beibehalten. Mittlerweile bin ich so überzeugt, dass ich beinahe blindlings zu EA Produkte greife.

Schon 1987 hat EA mit Skate or die Erfahrung im Trendsport gesammelt. Mit der neuen Skate Serie wurde Tony Hawk in den Zwangsurlaub geschickt und wusste seitdem nicht mehr zu überzeugen. 
Um den Spielern auch das zu geben, was sie wollen, bezieht EA regelmässig Vorschläge von Fans mit in die Spiele ein. In einem Fall wurde das neuartige Steuerungskonzept über Analogsticks in Fight Night Round 4 durch die klassische Buttonbelegung per Patch ersetzt, weil sich zu viele Käufer beschwert haben. Eine weitere ungewöhnliche Aussage von Electronic Arts ist, dass man den Gebrauchtspielmarkt soweit kontern möchte, indem man eigene Produkte so gut macht, dass die Käufer diese nicht mehr hergeben wollen sondern behalten. Als Beispiel wurde ein integrierter Multiplayermodus genannt, der über einen längeren Zeitraum hinweg gefördert werden soll. Käufer der ersten Stunde an, wären motiviert das Spiel weiterhin zu nutzen und Interessierte müssten dann zur Neuversion greifen. Als zweischneidiges Schwert wird EAs "Project Ten Dollar" betrachtet, die zwar Käufer einer Neuversion mit zusätzlichen kostenlosen DLC bereits am Releasetag versorgen, Gebrauchtkäufer allerdings mit einer "Strafgebühr" von zehn Dollar rechnen müssen, sollten sie diesen Service nutzen, da bei jedem Spiel ein Code beiliegt, der einmalig benutzt werden kann. Bei den Sportspielen wird widerum der komplette Onlinedienst nur Neukäufern zur Verfügung stehen. Dafür entschärft das Unternehmen den hauseigenen Kopierschutz, da sich dieser in den vergangenen Jahren als kontraproduktiv erwies. Spore und the Sims Spieler kennen dieses Problem.

Neukäufer von Mass Effect 2 bekamen zusätzliche Waffen, Fahrzeuge und sogar einen weiteren Charakter kostenlos zur Verfügung gestellt. Gebrauchtkäufer werden nochmals zur Kasse gebeten.

Vor wenigen jahren war Electronic Arts für mich unbedeutend. Mich interessierten die Spiele nicht und auch ihr Image war eher negativ behaftet. Heute macht meine Meinung eine Kehrtwende. Nicht nur wegen der steigenden Qualität der Spiele, sondern vor allem durch ihr Engagement in Deutschland Videospiele als gleichberechtigtes Medium, wie Film, Musik und Literatur durchzusetzen. Auch zum Thema "Gewalt in Videospielen" haben sie sich stark gemacht. Natürlich sieht EA damit seinen Markt bedroht, sollten Videospiele in Deutschland verboten werden, so können sich aber andere Publisher eine Scheibe von abschneiden. Bleibt dieser Imagewandel langfristig, so können Käufer und Fans mehr Vertrauen in das Unternehmen stecken. Ich blicke voller Zuversicht auf eine strahlende Zukunft mit Mass Effect 3, Dead Space 2 und vielleicht, aber auch nur vieleicht auf ein neues Mirrors Edge ;-)

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