An Weihnachten im Jahr 2000 erinnere ich mich gerne zurück. Unter dem Weihnachtsbaum lag, wie sollte es auch anders sein, ein Spiel für mich. Es handelte sich dabei um Pokémon Stadium für das Nintendo 64. Wir erinnern uns: Etwa ein Jahr zuvor startete mit der Blauen und Roten Edition auch hierzulande der Hype um die (damals noch) 150 Taschenmonster. Zugegeben, die Grafik war schon zu dem Zeitpunkt altbacken. Schliesslich erschienen beide Spiele bereits drei Jahre zuvor in Japan. Umso erstaunlicher wirkten Turtok, Bisaflor und Glurak letztenendes in Polygonpracht auf Nintendos Heimkonsole. Die ersten Screenshots entnahm ich aus dem Club Nintendo und war sofort begeistert. Ich konnte mir nichts besseres vorstellen. Als ich dann das Spiel ein halbes Jahr später am besagten Heiligabend ins Modulschacht steckte, liess ich das Gamepad so schnell nicht wieder los. Pokémon Stadium war kein Rollenspiel, wie die GameBoy Ableger, sondern bot reine Kämpfe. Und was für welche!
Gegen welches Pokémon auch kämpft - der Schlagabtausch bleibt bis zur letzten Sekunde spannend |
Die Pokémon schnaubten, brüllten, liefen vor und zurück. Auf einmal waren die 8 Bit Monster lebendig. Die verschiedenen Attacken waren liebevoll inszeniert. Ein Sprecher kommentierte sogar das Geschehen. Und auch die Musikuntermalung war grandios. Ich fühlte mich zum ersten Mal als Trainer mittendrin als nur dabei. Noch bindender ist der Effekt gewesen, wenn ich die Pokémon aus der Blauen, Roten und Gelben Editionen ins Stadion transferierte. Als ähnliches Spektakel erwies sich die Arenaleiterburg, in der ich gegen Rocko, Misty, Erika und co. später dann gegen die Top Vier antrat. Konzentration und taktisches Geschick war gefragt, denn wiederbelende Items oder Heilmittel hat man vergebens gesucht. Hatte man vom vielen Kämpfen erstmal genug, konnte man sich in neun Minispielen mit bis zu vier Spielern messen. Weiterhin gab es die Möglichkeit über das mitgelieferte TransferPak die Hanheld Editionen über den GamBoy Turm zu spielen. Praktisch war hier die einstellbare doppelte und dreifache Spielgeschwindigkeit. Ein Segen ist das gewesen!
Im Kampf gegen die Arenaleiter bekommt man auch andere Schauplätze geboten |
Oberflächlich gesehen war Pokémon Stadium eher mager bestückt und optisch nicht jedermanns Sache. Aber das Spiel war handwerklich gut und wusste die Power des N64 zu nutzen. Der Nachfolger Pokémon Stadium 2 toppte seinen Vorgänger durch doppelten Umfang, mehr Spielmodi und leicht verbesserter Grafik. Ab da an ging es abwärts mit der Serie. Pokémon Colosseum und XD für den GameCube beinhalteten zwar eine vollwertige Solokampagne, die allerdings kurz und meiner Meinung nach lieblos ausgefallen ist. Das Setting war futuristisch angehaucht und das Gameplay leicht verändert. Pokémon konnte man nicht mehr in freier Wildbahn fangen, sondern musste diese von anderen Trainern stehlen. Eine richtige Oberwelt gab es auch nicht. Vor allem aber machte mir der urbane Stil zu schaffen, der das Spiel zwar erwachsener gestaltete aber auch düster und trist. Die Arenen wirkten überlaufen und zerfallen und einen Kommentator gab es auch nicht mehr. Die Kastration setzte sich auch auf den Wii Nachfolger fort, der wie rausgeschmissen wirkte.
Pokémon Coloesseum: Dunkel, Trist und Zerfallen. Der Look büßt viel Sympathie ein |
Für den Nachfolger plädiere ich auf eine Rückbesinnung. Zurück zu den Wurzeln! Kämpfe in freier Natur, ein gut gelaunter Sprecher und vor allem wieder Minispiele! Keine Solokampagne, keine Untergrundkämpfe und keine Experimente. Und die restlichen 300 Viecher könnte man eventuell auch streichen.
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